Nicht frech - oder doch?!


„Nöhööö!!“ ruft mein kleiner Sohn und streckt mir sofort danach die Zunge raus.


Mein großer Sohn wäre da wohl schon deutlicher: „Nö! Ich hab kein Bock, immer das zu machen, was du sagst!“


„Hey! Das sagt man nicht! So lasse ich nicht mit mir reden!“ ruft mein Unterbewusstsein laut.


Okay! Okay, Nadine! Beruhige dich.

Ich atme.

Ich gehe einen Schritt zurück, sowohl körperlich, als auch mental, raus, aus dem Sumpf, der mich nur tiefer in alte negative Glaubenssätze ziehen würde.


Ich sammle mich und bringe immerhin ein: „Och Menno, ich mag‘s nicht, wenn wir so unfreundlich zueinander sind! Wie hättest du denn gerade gern, dass es laufen könnte?“ Ich versuche dabei, so gut es geht „Du-Botschaften“ zu vermeiden und formuliere es so, dass wir allenfalls gemeinsam für diese brenzlige Situation verantwortlich sind - am ehesten aber wohl wir Erwachsenen alleine.


Warum? Warum wir (oft) verantwortlich sind für das Verhalten unserer Kinder?

 

Weil wir „großen Menschen“ im Umgang mit den „kleinen Menschen“ ganz oft vergessen, was unsere Beziehungspartner sind: Kinder! Sie sind Kinder mit ganz anderer emotionaler und kognitiver Reife, als wir Erwachsenen! Und sie haben Bedürfnisse, für dessen Erfüllung zum Großteil wir erwachsenen Personen verantwortlich sind. Um wieder zurück zu kommen zu dem Beispiel, wenn das Kind trotzig und aufmüpfig wird. Es steht vor dir, verweigert etwas, zu tun und wird zusätzlich sogar noch echt frech und widersetzt sich deiner Aufforderung!


Was denkst du? Macht es das, um dich zu ärgern, bloß zu stellen oder gar, weil es dir was Böses will oder verhält es sich vielleicht so, weil es sich selbst nicht wertgeschätzt und gesehen fühlt?


Die Verweigerung erwachsener Anweisungen hat recht oft seinen Ursprung in einer unausgewogenen Bedürfniserfüllung des Kindes: Durfte es heute schon viel mit entscheiden, teilhaben, seine Meinung äußern? Wurde es schon gesehen und anerkannt?


Das seelische Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwerterhaltung geht uns bei Kindern oft gerne mal durch die Lappen. Denn unter erwachsener Führung würden viele Dinge viel schneller und reibungsloser ablaufen, wenn doch einfach alle mal auf mich hören würden!

 

Dabei dürfen wir niemals vergessen:

JETZT, heute und hier formen wir das innere Bild von sich selbst, welches das Kind ein Leben lang in sich trägt!

 

Kinder wollen eine wichtige Rolle in der Familie oder im Gruppengeschehen ausfüllen, sie wollen teilhaben und einen unersetzlichen Platz einnehmen.

Sie wollen ihren eigenen Wert messbar machen, um ihn in sich zu spüren und fürs Leben zu verankern!

 

Verpassen wir immer wieder Momente, in denen wir das Bedürfnis nach Selbstwerterhaltung erfüllen könnten, so sorgt das Kind selbst für die Erhaltung seines Selbstwertes, indem es klare und unmissverständliche Grenzen aufweist.

 

Das ist okay!

Das ist gesund!

Das muss so sein!