Mitspracherecht
Der Großteil der Eltern begreift sich heutzutage nicht mehr als mächtiger Bestimmer. Ganz im Gegenteil lassen sich die meisten Väter und Mütter sogar gerne von ihren Sprösslingen mit Argumenten überzeugen. „Moderne“ Eltern achten darauf, dass die Kinder im Familiengefüge eine Stimme haben, die auch zählt. Kinder dürfen heute auch mal ins Wort fallen, ohne, dass sich Papa nicht respektiert oder in seiner Autorität angegriffen fühlt. Kinder dürfen ein Veto einlegen und Argumente auf den Tisch bringen, ohne dass Mama am längeren Hebel sitzt.
Das ist eine gesunde Entwicklung!
Dies haben auch bereits viele Gemeinschaftseinrichtungen erkannt, in denen Instanzen wie demokratische Abstimmungen im Morgenkreis, eine offene Wahl der Angebote oder eine extra Schulstunde namens „Klassenrat“ integriert wurden. Partizipation hat längst einen festen Platz im Alltag unserer Kinder.
Doch wie funktioniert das im Familiengefüge?
Beispiele:
0-1,5 = Ein Mitspracherecht der Kinder beginnt bereits im Babyalter, indem Eltern auf das Weinen (also die Sprache) des Babys prompt reagieren: Stillen/Füttern nach Bedarf, Schlafen nach Bedarf, aber auch einfach (geschützt und gehalten!) Weinen „dürfen“, um Erlebtes zu verarbeiten.
1,5 - 3 =
Um eine Überforderung auf der Seite der Kinder zu vermeiden, kann dein Kind innerhalb eines Rahmens auswählen: Kleiderauswahl (witterungsgerechter Rahmen), Einbeziehen beim Speiseplan (innerhalb dessen, was Eltern als ausgewogen und gesund auswählen), Wahl der Pflegeutensilien beim abendlichen Ritual (welche Seife, Zahnbürste, Zahnpasta, welcher Ort zum Waschen & Zähneputzen...).
4 - 6 =
Je älter das Kind ist, desto komplexere Entscheidungen kann es treffen. Ab hier können Kinder Entscheidungen treffen, die im Nachgang nicht mehr zu ändern sind – z.B.: möchtest du jetzt mit zum Einkaufen oder Papa bei der Gartenarbeit helfen?
An einem Tag, an dem das Kind sehr wenig mit entscheiden konnte, könnte man ein Rollenspiel anhängen:
ein kindzentriertes Spiel, in dem das Kind die Regie führt. Es entscheidet in der letzten halben Stunde des Tages, was ihr spielt und wie und womit ihr zusammen spielt.
Manche Eltern können bestimmt ein Lied davon singen, wie sie häufiger im Spiel durch Kind fremdbestimmt werden. Kinder wollen sich in diesem Zuge einfach mächtiger fühlen in ihrer zentralen Funktion, da sie im Alltag oft mit Vorgaben des Umfelds kooperieren müssen. Dieses Spiel der Machtumkehr, bei dem das Kind das Sagen hat, können wir als Eltern also gezielt einbauen und nutzen, um unseren Kindern das Bedürfnis nach Mitbestimmung zu befriedigen.