Orientiert = Garantiert?!?!

Bedürfnisorientiert bedeutet nicht „Friede Freude Eierkuchen“!

 

Irgendwie dachte ich oft, wenn ich nur endlich auf Augenhöhe mit meinen Kindern gehe und ihre Bedürfnisse verlässlich berücksichtige, wird alles friedlich, freudig und wir äßen viele Eierkuchen.

Irgendwie glaube ich auch, dass viele andere Eltern dachten, es wäre alles total harmonisch, wenn es keine Bestrafung, keine Belohnung, kein Schimpfen und kein Drohen mehr gibt.

 

Offensichtlich scheint das aber nicht die ganze Wahrheit zu sein - zumal jede Familie ja auch ihre eigene Wahrheit finden darf! Für uns zumindest war es eine holprige Reise mit mehr Pausen zum Durchpusten als viel Zeit für Pfannkuchen.

 

Doch genau das ist hier so wichtig: die Reise die ihr mit euren Kindern gemeinsam antretet, ist im Grunde schon die Destination. Der Weg ist das Ziel, wie es so schön heißt? In der Elternschaft ist man ja irgendwie nie am Ziel, sondern es lohnt sich, überhaupt erstmal in die Richtung aufzubrechen, in die es uns zieht: Entspannter, leichter, fried- und beziehungsvoll.

 

Warum können wir nicht einfach erwarten, dass es sofort friedlicher und freudiger wird?

 

1.      Die Entwicklung des Kindes

Es gibt so viele Phasen im Leben eines Kindes, die von großen, ganzheitlichen Veränderungen im gesamten Organismus des Kindes geprägt sind. Sobald wir mehr Verständnis für kindliche Entwicklung in unsere Begleitung einbeziehen, nehmen wir diese Phasen ernst und an, wie sie eben sind – ohne diese zu ignorieren, zu bagatellisieren oder negativ zu bewerten.


2.      Das Temperament des Kindes

Sobald wir verstehen, wie Kinder sich entwickeln (s. Punkt 1.) und was wichtig für ihre seelische, körperliche und geistige Entwicklung ist, ist uns bewusst, dass Temperamente angeboren sind und wir keine andere Möglichkeit haben, als Schüchternheit, Willensstärke, Intro- und Extrovertiertheit und Co so anzunehmen, wie sie sich zeigen!


3.      Die Auseinandersetzung mit Dir selbst

Das zieht im Umkehrschluss viel mehr Arbeit an uns selbst, die Auseinandersetzung mit unseren eigenen Kindheitserinnerungen und die Reflexion oder gar mit dem Auflösen unserer eigenen (negativen) Überzeugungen, die uns dabei blockieren könnten, unsere Kinder als gleichwertig anzunehmen, nach sich.


4.      Die unbewussten Signale von Dir

Deshalb kommt es auch nicht selten dazu, dass wir unbewusst Signale an unser Kind senden – durch eine bestimmte Mimik, Gestik, eine subtile Äußerung. Wir sind demnach in einem anhaltenden Prozess, uns mit unserer „Intuition“ abzugleichen. Denn: Das, was man so oft als „höre doch einfach auf Dein Bauchgefühl“ geraten bekommen hat – ist in Wahrheit ein Mix aus vielen Erfahrungen, die wir in unserer eigenen Erziehung oder unserem eigenen Aufwachsen erlebt haben.


5.      Deine eigene Einstellung, Haltung, Klarheit

Am Ende benötigt es schlichtweg Anstrengung, immer wieder aufs Neue dem eigenen inneren Kind und dem leiblichen Kind feinfühlig und wohlwollend zu begegnen. Da machen wir uns dann doch besser öfter Eierkuchen, oder? Das macht´s einfach gemütlicher und genießbarer 😊

 

Bedürfnisse an sich sind sehr komplex.

 

Zu spüren und dann auch noch benennen zu können, was wir brauchen, fällt uns selbst als Erwachsene schwer. Unsere Kinder können das noch viel weniger und benötigen dringend unsere Unterstützung dabei, zu erkennen, was ihnen fehlt und womit genau diese Leere gefüllt werden kann. Bei einer bedürfnisorientierten Begleitung unserer Kinder darf uns bewusst werden, dass wir uns lediglich an den Bedürfnissen ORIENTIEREN.

 

Niemals könnten wir garantieren, dass alle Bedürfnisse unserer Kinder jederzeit prompt und treffsicher entschlüsselt und daraufhin die passende Strategie angewendet wird, um dem Kind das zu geben oder zu ermöglichen, was es gerade am dringendsten braucht. Wir geben unser Bestes, all das zu berücksichtigen und es in unsere Handlungen und Entscheidungen einzubeziehen.

 

Gleichzeitig können wir niemals garantieren, dass eine stetige Berücksichtigung und prompte Erfüllung aller Bedürfnisse erfolgen wird.
 
Es darf niemals das Ziel vom bedürfnisorientiertem Aufwachsen sein, dass wir Eltern unter einen solchen Druck geraten, unserem Kind zu jeder Zeit und in jeder Situation die Bedürfnisse zu 100% erfüllen zu wollen. Das Ziel sollte viel mehr sein, Vertrauen zu haben, Bedürfnisse ergründen zu können und diese unserem Kind gegenüber auch zu benennen. Worte schaffen Wirklichkeit. Einmal benannt sind Bedürfnisse beim nächsten Mal viel schneller erkannt und Kinder lernen peu à peu, was Bedürfnisaufschub heißt. eu

 

Durch unsere beziehungsvolle Begleitung, denn beziehungsvoll heißt in Bezug auf Bedürfnisse, dass wir eben diese GEMEINSAM suchen, finden und zusammen versuchen, zu befriedigen - in Beziehung!