Pfeife
Die Pfeife in diesem Beispiel einer (leider immer noch weit verbreiteten) Redewendung ist für mich gleichbedeutend mit eher unpassenden Strategien, die das Kind nutzt, um sich seine Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.
Im Sinne der Orientierung an den Bedürfnissen ALLER innerhalb einer Familie oder einer Gruppe kann oder möchte ich demnach nicht jedes Mal prompt reagieren. Ich kann oder möchte nicht sofort alle Bedürfnisse und Wünsche des Kinder erkennen, einordnen, abwägen und im letzten Schritt sogar zeitnah erfüllen. Dessen bin ich mir bewusst.
Gleichzeitig würde ich es meinem Kind niemals verwehren, die sogenannte PFEIFE (also auch unpassende Strategien) auszuprobieren. Es soll gerne Testreihen durchführen und innerhalb von „echten“ zwischenmenschlichen Begegnungen erfahren, welche Strategien erfolgsversprechend sind und welche eher auf unliebsame Entgegnungen stoßen.
Das setzt voraus, dass ich…
1️. …meinem Kind seine Erfahrungen machen lasse - sowohl mit Familie und Freunden, als auch mit Fremden (den geschützten Rahmen voraus gesetzt!)
2️. …mich selbst nicht davor scheue, meine inneren Gefühlsregungen nach außen zu kehren, sobald meine eigenen persönlichen Grenzen überschritten wurden!
(Auch hier ist die Gewährleistung eines geschützten und gewaltfreien Rahmens eine wichtige Voraussetzung!)
Über: „Das Gefühl von Macht, welches auch Kinder brauchen!“
Erwachsene sind von Natur aus "mächtig". Sie sind größer, schneller, stärker - in jedem Fall mächtiger, als ihre Kinder.
Eltern entscheiden, wo und wie die Familie lebt, in welchem Lebensmodell mit allem, was an Werten und Rahmenbedingungen dazu gehört. Kinder dürfen hier oft allenfalls partizipieren (teilhaben und im günstigsten Fall mit entscheiden). Unsere Kinder befinden sich deshalb oft in einer Position der Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Im Spiel erhalten sie dann die Gelegenheit, all diese Gefühle abzubauen, Anspannung los zu lassen. Wichtig ist hierbei, als Erwachsener seine Rolle überzeugend zu spielen, jedoch ohne das Kind zu verängstigen. Ziel dabei ist, dass sich das Kind mächtig, stark, schlau, kräftig oder ähnlich fühlt. Machtumkehrspiele lösen nicht selten viel Lachen und Freude aus, welches beim Kind Gefühle wie angestauten Frust, Wut und Ängste abbaut.
Viele Eltern machen sich Sorgen, dass diese Art von Spiel aggressives oder machtstrebendes / aufmüpfiges Verhalten des Kindes fördern könnte, doch Studien belegen, dass das Gegenteil der Fall ist. Nach einem solchen Spiel sind die Kinder in der Regel kooperativer.
Mögliche Ideen für sogenannte „Machtumkehrspiele“
- Kissenschlacht: Das klassische Beispiel für ein Machtumkehrspiel ist die Kissenschlacht. Lass dich von deinem Kind besiegen und geh theatralisch zu Boden. Das Spiel löst Lachen aus, welches beim Kind Gefühle wie angestauten Frust, Wut und Ängste abbaut. Um die Sicherheit zu gewährleisten, können vorher Regeln aufgestellt werden, wie zum Beispiel, dass bei einem "Stopp" sofort aufgehört wird oder dass mit den Kissen nur auf den Körper geschlagen wird, nicht auf den Kopf. Setz deine persönliche Grenzen.
- Mutter-Vater-Kind: Alltagsnahe Rollenspiele lieben Kinder, weil sie dadurch ihre tatsächlich erlebten Situationen nachstellen, nachempfinden und reflektieren können. Insbesondere, wenn sie in andere Rollen hinein schlüpfen, wird oft sehr deutlich, wie Kinder die Welt und die Bezugspersonen um sie herum wahrnehmen.
- Tiere (Hunde): Ein Spiel, was die Mehrzahl der Kinder wirklich liebt und ewig spielen könnte ist das Schlüpfen in eine Tierbesitzer-Rolle. Mama oder Papa ist plötzlich ein kleiner Pudel und das Kind gibt klare Kommandos.