Müll vermeiden im Zusammenleben mit Kindern

Nadine Arndt • Apr. 02, 2019

Zehn Kniffs, die im Leben mit (oder in der Betreuung von) Kindern simpel und nachhaltig umzusetzen sind

Müll vermeiden im Zusammenleben mit Kindern

Ob zuhause als Familie mit einem oder mehreren Kindern oder in der Betreuung mit 5 bis 20 Kindern:

Im Alltag mit dem Nachwuchs lässt sich durch simples Umdenken einiges bewirken.

Denn unsere Kinder und Kindeskinder bewohnen in Zukunft unseren blauen Planeten - den einzigen, den wir als Menschen zur Verfügung haben!


Kinder wollen Umweltschützer sein

Meine Kinder zum Beispiel sind echte Aktivisten (ebenso wie ich es von vielen anderen Familien kenne). Meine beiden Kleinen sammeln an öffentlichen Plätzen Abfall auf und suchen eigenständig den nächstgelegenen Mülleimer - denn sie mögen es, als Team ein Spiel daraus zu machen. Unterwegs trinken sie am liebsten aus ihren eigenen Edelstahlflaschen - denn sie verbinden Geborgenheit mit ihrem Eigentum, wenn sie woanders sind. Der große Bruder fragt aktiv nach der Herkunft des Fleischs, beliest sich zum CO2 Ausstoß, reicht beim Bäcker den Leinenbeutel rüber und verzichtet von sich aus auf Strohhalme und Servietten. Neulich nahm er sogar an der ersten Demo „Fridays For Future“ hier vor Ort teil und tauscht sich aktiv mit deutlich älteren Jugendlichen darüber aus.

Als Familie versuchen wir an vielen Stellen, sowohl Müll, insbesondere Plastik und Wegwerfprodukte, zu vermeiden, als auch mehr auf tierische Produkte zu verzichten. Das ist ein Prozess und in beiden Bereichen stoßen wir als Fünfköpfige Familie immer wieder an neue Grenzen: die Hafermilch wird nicht gemocht, der sonntägliche Lachsschinken darf nicht fehlen, die Oma kauft so gern Joghurtdrinks in kleinen Plastikfläschchen und die Mama (Upsi) hat gestern vergessen, den Smoothie bei der Saftbar ohne Strohhalm zu bestellen.


Zehn Kniffs, die im Zusammenleben mit (oder in der Betreuung von)

Kindern simpel und nachhaltig umzusetzen sind

Im Leben mit Kindern fällt hier und da oft Müll an - ein Problem gemacht durch besonders kindgerecht daher kommende Produkte. Oder durch Werbung für die besonders komplikationslose Prakitkabilität im Zusammenleben mit und dem Pflegen von Kindern.

Farbenfrohe Einmalprodukte, Milchprodukte in niedlichen Kleinverpackungen oder die allzweckmäßigen Feuchttücher zum Wegwerfen...

... Ein kleines Umdenken hilft hier oft schon, anfallenden Müll zu vermeiden, ohne dass Kinder auf Besonderheiten beim Essen, Trinken und spielen und ohne dass Eltern oder Betreuungspersonen auf praktische Dinge im Alltag verzichten müssen.


  1. Edelstahltrinkhalme ersetzen Plastikstrohhalme

    1. Strohhalme sind nach wie vor sehr beliebt bei Kindern, im Glas, Becher oder Flasche macht das Schlürfen des Getränks wirklich Spaß. Auch lässt sich damit prima experimentieren, wenn man hineinbläst und Blubberbläschen im Getränk entstehen. Des Weiteren ist ein Schraubglas mit Strohhalm drinnen ein prima Behältnis für Gartegetränke im Sommer wegen der drohenden Insektenstichgefahr.


  2. Wieder befüllbare Quetschtüten ersetzen Einmal-Quetschies

    1. Für Unterwegs oder als besondere Nascherei sind die Quetschbeutel nach wie vor bei fast jedem Kind beliebt. Hier nur ein lieb gemeinter Hinweis am Rande: die industriell befüllten Beutel enthalten in einer stark konzentrierteren Form Zucker (Fruchtzucker), als zB. Fruchtmark (! Mus ist meist zusätzlich gezuckert!). Ebenso können sie beim häufigen Nuckeln der gar Dauernuckeln die Zahngesundheit beeinträchtigen.

      Am besten nutzt man dann von Beginn an auswaschbare und wieder befüllbare Quetschbeutel – und befüllt diese mit selbstgemachtem Frucht-Gemüse-Mix oder nutzt oben genanntes Mark aus dem Glas.


  3. Snacks wie Kuchen oder Waffeln großzügig vor backen und einzeln einfrieren

    1. Zum Spielplatz oder für den Wochenendausflug oder auch beim Spaziergang im Dorf mit dem Krippenwagen bin auch ich nicht davor gefeiht: Ein Snack, der nicht immer ausschließlich aus Obst und Rohkost besteht, muss immer mit! Keks- oder Waffelgebäckverpackungen bringen oft ehr viel Müll mit sich. Deshalb backe ich Kekse, Plätzchen, Hafergebäck, Waffeln, Mini-Pfannkuchen und Co gerne großzügig vor und friere diese dann in kleineren Glasbehältern ein und ganz nach Bedarf wieder aus.


  4. Joghurt aus dem Glas (in kleinen Tassen / Gläschen servieren)

    1. Gewisse Joghurtzwerge oder Joghurtbecher mit Disney Aufdruck und so weiter locken die Kinder oft. Schafft euch eure eigene, kreative und kindgerecht ästhetische Alternative, die auch noch Spaß macht:

    2. Espressotassen, Schnappsgläser, Kinderküchen-Porzellan, ausgewaschene Gläschen selbst bemalen und viele mehr.

    3. Dazu einen besonderen oder witzigen Löffel.

    4. Als Zusatz könntest du gepufftes Getreide / Cornflakes / Sultaninen zum Selbst auswählen bereitstellen.


  5. Plastikfrei-Detektiv beim Einkaufen

    1. Unverpacktes Obst und Gemüse im Supermarkt finden! Daraus kann man mit Kindern auch eine super Spionage-Arbeit beim Einkaufen machen: Was finde ich alles unverpackt von dem, was auf dem Einkaufszettel steht?


  6. Leinenbeutel beim Bäcker / Backstation

    1. Ab einem gewissen Alter und abhängig vom Temperament des Kindes möchten Kinder teilhaben – teilhaben an den Akitivitäten des praktischen Lebens. Sie wollen echte Aufgaben übernehmen. Das lässt sich ganz wunderbar mit dem natürlichen Vermitteln von Werten vereinen – in diesem Bespiel dem Wert der Nachhaltigkeit und des Umwetschutzes. Beim Bäcker können die Kinder stolz ihren selbst gemalten Leinenbeutel rüber reichen oder an der Backstation im Supermarkt mit Zange (selbstverständlich bitte nicht mit den Pastikhandschuhen) ihre eigens ausgewählte Backware in ihr Beutelchen buxieren.


  7. Waschlappen am Tisch und für unterwegs ersetzen Feuchttücher

    1. Baumwollwaschlappen oder kleine Frottee-Gästehandtücher oder auch super gerne Mullwindeln/Mulltücher eignen sich ganz wunderbar als Allzweckwaffe gegen Kleckereien oder Klebrigkeiten aller Art in Sachen „Essen und Unterwegs mit Kindern“. Am Tisch habe ich immer feuchte Waschlappen parat! Unterwegs einfach eine Flasche mit Wasser und entsprechende Tücher/Lappen dabei haben - anfeuchten / durchnässen - nutzen - (für unterwegs: anschließend in einen wasserfesten, wiederverwendbaren Beutel packen oder im Sommer einfach über Boller-/Kinderwagen & Co zum trocknen hängen.)


  8. Stofftaschentücher...

    1. ...sind wirklich nicht ekelig und nicht so gewöhnungsbedürftig, wie man denkt! In der 60 Grad Wäsche werden alle Bakterien wunderbar abgetötet und die Baumwolle ich zusätzlich viel sanfter zur kindlichen Nase!


  9. Seife am Stück ersetzt Flüssigseife in Plastikbehälter

    1. ... zum Hände waschen! Wie auf dem Bild zu sehen gibt es diese in Seifenläden auch in Kinderhandgröße und in vielen Formen und Farben. Erfahrungsgemäß lieben die Kinder es auch, wenn ihnen die Seife durch die Hände flutscht.


  10. Bücherei ersetzt Bücherkauf

    1. Viele Büchereien haben eine extra Kinderecke. Die Bibliothek bietet dadurch sogar einen richtigen Erlebnisausflug für die ganze Familie. Wir machen das super gerne und lieben es, thematisch große Auswahl zu genießen, ohne dass sich unser Besitz stetig vergrößert! (Zu Spielzeug allgemein lies mal rein in meinen Artikel „Spielzeugwünschen entspannt begegnen“.)


  11. EXTRA-TIPP: Kaninchen und / oder Kompost

    1. Wer den Platz dafür hat, kann sich dadurch fast die Biotonne sparen. Unsere Kaninchen fressen nicht nur liebend gerne Salatreste, sowie Obst- und Gemüseschalen, sondern bereichern die Kinder auch durch ihr Dasein. Die Versorgung und das Streicheln der Tiere macht allen große Freude. Der Rest kommt bei uns ab Sommer auf den dann hoffentlich fertig gebauten Kompost!


Ausgesprochen wertvoll finde ich den Austausch mit Gleichgesinnten

- mit Freunden, die sich auf dem gleichen Weg Richtung Nachhaltigkeit befinden. Aktuell ist es in meinem direkten Umfeld eher noch so, dass ich (mich) erklären muss und am Ende der Unterhaltung ein „Jeder muss ja selbst wissen, wie er es macht!“ steht. Aufgeben ist für mich jedoch keine Option - der stete Tropfen höhlt den Stein UND: Meine Kinder zeigen mir den Weg - durch ihre unermüdliche Neugierde und das stetige Nachfragen! Lasst uns ihnen immer wieder Grund geben, neugierig nachzufragen: „Warum isst du kein Fleisch mehr? Weshalb kaufen wir im Winter keine Erdbeeren? Warum werfen die Menschen den Müll nicht selbst weg?“

von Nadine Arndt 27 Apr., 2021
Fragst Du Dich auch, wie du das Selbstbewusstsein Deines Kindes stärken kannst? Du wünschst Dir, dass sich Dein Kind mit einem gesunden Selbstwert für seine Belange einsetzen, sich durchsetzen kann? Kinder kommen ganz wertfrei, ohne Vorurteile oder negatives Schubladendenken auf die Welt – ganz pur und rein. Sie sind demnach noch sehr nah dran an ihrem ganz eigenen Urvertrauen in sich selbst. Mit einem ganz starken und gesunden SelbstWERTgefühl starten sie in ihr Leben. Optimistisch und auf der Suche nach i h r e m e i g e n e n G l ü c k. Das, was ihren Optimismus bremst und ihr Selbstwertgefühl einschränkt sind Erwachsene mit ihren Ängsten, Sorgen und Bedenken. So entwickeln sich durch das Zusammenleben in der Gesellschaft , im sozialen Gefüge , mit uns Eltern auch im Kind negative Glaubenssätze . Das ist ganz natürlich und es wäre utopisch, dass Kinder ohne negative Glaubenssätze aufwachsen könnte. Kein Kind wächst ganz ohne irgendeine negative Erfahrung auf! Und insbesondere WEIL WIR DAS WISSEN – ist es doch so wichtig und wertvoll, dass es eine wunderschöne Art und Weise gibt, mit der unsere Kinder in ihrem Unterbewusstsein verankern können, dass sie… • wertvoll sind • ein Geschenk für die Welt sind • gut und genau richtig so sind, wie sie sind • alles schaffen können, was sie wollen • stark und klug und sicher sind • geliebt werden und lieben dürfen Was sind Affirmationen und wie wende ich sie an? Positive Affirmationen sind ein Instrument aus der Autosuggestion . (=Selbstbeeinflussung) Die Methode der Autosuggestion stammt von dem Franzosen Emil Coué, einem Zeitgenossen von Sigmund Freud. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit der Macht der Gedanken . Bei seiner Arbeit stellt Coué fest, dass er den Erfolg einer Therapie beeinflussen konnte . Dies tat er, indem er bestimmte Worte sprach , während er Medikamente verabreichte. Daraus schlussfolgerte er, dass die innere Haltung und die Vorstellungskraft für die Genesung relevanter waren als das Präparat selbst. Affirmationen oder auch bejahende Glaubenssätze sollen also dabei helfen, das Unterbewusstsein positiv zu polen.
von Nadine Arndt 19 Nov., 2019
Gefühls- und willensstarke Kinder und solche in der Autonomiephase nehmen dich mit auf die Reise. Eine Reise zu Dir als Mama, die du gerne sein möchtest. Dieses Foto aus unserem Familienalltag zeigt kein gesellschaftskonformes Bild - es hinterlässt aus Sicht vieler Menschen ganz sicher eher den Eindruck eines Rollentausches - vielleicht sogar eines ulkigen RollenSPIELS? Zwischen Geschwistern: „Ich bin das Baby, du meine große Schwester!“? Nö! Ganz klar nein! Das hier ist kein niedliches Spielchen, sondern ganz einfach die bedürfnisorientierte Realität: unser Mittlerer damals 4 Jahre alt, mit Schnuller im Kinderwagen - überreizt und müde - die Kleine damals mit anderthalb auf dem Kiddyboard, ohne Schnuller, neugierig und fit wie ein Turnschuh. Je mehr wir mit den starken Emotionen unseres Sohnes konfrontiert werden - desto mehr möchte ich aufklären - aufzeigen. Bei manch schrägem Blick nach einem Gefühlsausbruch oder verzweifelten Ruf nach dem Schnuller meines Sohnes möchte ich den vorwurfsvoll blickenden Menschen um uns herum manchmal entgegenbrüllen: „Oh wüsstet ihr nur, was der kleine Junge, was wir als Familie, was seine Geschwister immer wieder durchmachen!“. Doch auch eine Löwenmama brüllt irgendwann nicht mehr sondern schnurrt nur wie ein Kätzchen - und zwar um sein Junges zu beruhigen, aufzufangen und in Liebe einzuhüllen. Denn ich bin ganz ehrlich: auch ich hätte damals, mit Anfang zwanzig - als Erstlingsmama - niemals geglaubt, dass „solche Kinder“ vom Naturell so sind - neee das ist alles „hausgemacht“! Niemals hätte ich daran gedacht, dass ihre Wahrnehmung der Sinnesreize viel stärker ist, als bei anderen Kindern. Das ist übrigens nicht nur bei negativen, sondern auch bei positiven Emotionen so! Ich war überrascht, welch Freude dieser wundervolle Junge empfinden kann. Ich stand also damals mit skeptischem Blick noch auf der anderen Seite des Geschehens. Von daher gestehe ich jedem auch zu, uns nicht verstehen zu können. Keiner steckt in der Haut (und damit im übertragenden Sinne in den Empfindungen) des anderen.
von Nadine Arndt 24 Sept., 2019
Für mich noch vor Aufnahme des Studiums ein immer wiederkehrender Moment der Selbstfürsorge: Freiheit spüren und sich zeitgleich Freiraum zu schaffen für seine eigenen Ansprüche und Bedürfnisse: Etwas lesen, mit anderen kommunizieren oder auch ein Studienskript lesen, ohne seine Kinder komplett außer Acht zu lassen. Wie kann das gelingen – ein Studium mit Kind und Kegel, ohne sich selbst dabei völlig aus den Augen zu verlieren? 5 ultimative Tipps für ein (Eigen)Studium mit Kind und Kegel: Raus ins FREIE – FREIzeit genießen! Schon damals vor rund 10 Jahren, als ich noch insgesamt ein anderer Mensch und Mama von „nur“ einem (doch recht pflegeleichten) Sohn war - waren diese Momente am Nachmittag, nach Arbeit und Kita, für uns Zwei ein absoluter Moment des Krafttankens - gemeinsam. Damals war es mir nicht annähernd bewusst, dass es mir so gut tat - raus zu gehen und einfach zu sein, mich an der Seite meines Kindes treiben und von ihm leiten zu lassen. Nach einigen Jahren Lebenserfahrung, zwei Kindern mehr, und vielen Begegnungen mit Menschen ist die Wichtigkeit dieser Momente der Selbstfürsorge umso mehr in mein Bewusstsein durchgedrungen: Das ist wertvoll für Dich! So füllst Du das Beziehungsfass zu Dir und Deinem Kind, bevor Du in eine nächste Lernrunde startest! Stressoren bewusst annehmen und sein lassen können – Selbstfürsorge  Mit den Jahren mache ich mir meine täglichen Stressoren bewusster, gehe damit reflektierter um, sodass ich  Strategien von Selbstfürsorge entwickelte, die sich immer wieder ums Freisein drehen: raus zu gehen und sich von  Natur und Mensch treiben zu lassen, zu beobachten, einfach zu sein - ohne (materielle) Verpflichtungen durch „Haus und Hof“ - nur in Beziehung mit mir, meinem Gegenüber und der Umgebung. Das mache ich (möglichst) täglich - sowohl als Mutter, als auch als Tagesmutter- meine kleinen Momente der Selbstfürsorge im Alltag als berufstätige Dreifachmama und Tagesmama. Insbesondere dann, wenn sich innere Unruhe anbahnt. Dann trage diese Ruhe in die Situation – im Außen: Habe immer ein Sachbuch, dein IPad oder Netbook dabei, dass du in einem ruhigen Moment auf dem Spielplatz mal reinstöbern kannst! Triff Vorbereitungen Bereite Deinem Kind ein besonderes Angebot für die Zeit, in der Du intensiv lesen oder lernen möchtest, vor. Am besten etwas NEUES, etwas Unbekanntes, was seine Entdeckerlust entfacht. Dazu findest Du auch viele sensorische Spiele auf meiner Instagram-Seite. Entwickelt auch Rituale: Eine ganz besondere Beschäftigung oder ein beliebtes Spiel wird ausschließlich während deiner Lernzeit angeboten. Absprachen treffen Im Rahmen der Gewaltfreien Kommunikation kannst du klare Absprachen mit deinem Kind treffen: „Mama liest jetzt für eine halbe Stunde hier an Deiner Seite. Du entdeckst den Spielplatz / baust mit Duplo (was auch immer ansteht). Ich stelle den Wecker und wenn der klingelt, bin ich ganz für Dich da. Dann darfst du entscheiden, was wir gemeinsam machen.“ Nutze dazu gerne ein verbildlichendes Symbol für die Zeit (wie eine Eieruhr, den Wecker deines Handies oder den Timer auf Alexa), in der sich das Kind wünschenswerterweise alleine beschäftigt und stelle eine anschließende, gemeinsame Beschäftigung in Aussicht. Abschied vom Perfektionismus Du bist gerade ganz vertieft in dein Skript und hörst urplötzlich, wie der Wasserhahn läuft und läuft – jauchzendes Quietschen und Platschgeräusche kommen aus dem Badezimmer? Nutze den Moment! Setze Prioritäten und lasse auch mal Fünfe gerade sein. Das Bad lässt sich nach deinem Skript in „Null Komma Nix“ wieder trocken legen. Freu Dich, dass Dein Kind ganz alleine eine wundervolle Beschäftigung gefunden hat – eine echte Win-Win-Situation!
von Nadine Arndt 02 Juli, 2019
Barfußpfad für Drinnen ganz einfach selbst gemacht Dafür habe ich, wie ihr oben auf dem ersten Bild seht, ganz einfach Fußmatten, Badvorleger und Verpackungsmaterial in jeglicher Art und Form besorgt oder eben aufbewahrt / umfunktioniert. Die Materialien liegen in einer für die Kinder jederzeit erreichbaren Truhe bereit, sodass die Kinder selbstbestimmten Zugang dazu haben. Oft geben Sie mir nonverbal oder auch verbal zu verstehen, dass sie den Barfußpfad gerne aufbauen wollen.
von Nadine Arndt 22 Juni, 2019
Entspannung erreichen über die Oberflächensensibilität und die Tiefensensibilität – Berührung schafft Beziehung zu sich und seiner Umwelt Gut zu wissen: Die taktile Wahrnehmung ist das Wahrnehmen von Berührungsreizen über die in der Haut liegenden Rezeptoren. Auch bekannt als Oberflächensensibilität ist sie das wichtigste Wahrnehmungsinstrument des Menschen. Sie dient zB. zur Wahrnehmung von Druck, Berührung und Vibration. Die Rezeptoren leiten also alle Informationen ans Gehirn weiter und somit gilt: je mehr Anreize über die Haut gegeben werden, je mehr Reize gesetzt werden, desto mehr wird das Gehirn stimuliert und seine Verarbeitung optimiert. Die Tiefensensibilität hingegen sendet Informationen aus den tiefer gelegen Regionen des Körpers ans Gehirn weiter, wie die Reize aus Muskeln, Sehnen und Gelenken. Im Rahmen meiner Fortbildung zur Kursleitung für Biodynamische Babymassage habe ich gelernt und selbst am Körper erfahren, dass man Menschen über unterschiedliche Druckintensität auf verschiedenen Körperebenen erreichen kann: oberflächlich, muskulär und auf der Knochenebene. Streicheln, Streichen unter leichter Druckausübung und Streichen mit starkem Druck. Bilaterale Stimulationen (wir nennen es Abklopfen). Hier werden externe und rhythmische Stimuli gesetzt. Das geht visuell, akustisch oder – wie wir es hier machen – taktil. Also durch Berührung. Dabei ist es wichtig, beide Körperhälften im Wechsel zu stimulieren. Bei mir ist es tatsächlich bereits in Fleisch und Blut übergegangen, weinende oder wütende Kinder durch wechselseitige Berührung nebst Zuwendung und Trost zu beruhigen. Ich klopfe dabei sanft abwechselnd auf die kindlichen Schulterblätter, während ich das Kind zum Trost ohnehin umarme. Oder ich massiere mit sanftem Druck die Arme von oben nach unten, während das Kind vor mir steht und ich ihm wohwollend und tief in die Augen blicke. Mein großer Sohn kann das sogar bereits alleine, indem er die Arme auf der Brust kreuzt und abwechselnd klopft. Reize setzen über die Kopfhaut. Viele Menschen mögen es, im Haar „gekrault“ zu werden. Vor ein paar Jahren las ich mal in einem Artikel, dass Kinder „klüger“ werden würden, wenn man ihnen regelmäßig die Kopfhaut mit einer Bürste „massiere“, da über die Kopfhaut viele Reize ans Gehirn gesendet werden, welches sich daraufhin besser vernetzen kann. Alle meine Kinder haben tatsächlich eine bestimmte Stelle im Kopfbereich, an der sie gerne stimuliert werden: Meine Tochter auf Höhe der großen Fontanelle, mein mittlerer Sohn am Hinterkopf und mein mittlerer Sohn eher im Nacken. Probierts mal aus. Barfuß laufen - die natürlichste Möglichkeit überhaupt, Reize zu setzen, um das Gehirn daran zu erinnern, alle Eindrücke gesund und aktiv zu verarbeiten: Das Barfußsein. (Barfuß)Übung macht also den (Barfuß)Meister und lässt das Gehirn ganz nebenbei reifen. Und solltest Du Dich einfach nie bereit fühlen; wenn es Dir oder Deinem Kind ganz einfach unaushaltbar unangenehm ist, dann bitte dräng Dich oder Dein Kind nicht dazu, sondern gib‘ Euch Zeit! Flieg, Decke, Flieg! Jeden Morgen und jeden Abend liegen meine Kinder im (Familien)Bett und ich lasse deren Decke über sie schweben. Ich schüttele sie quasi über ihnen aus – mal langsam und sanft, mal schnell und mit etwas mehr „Hauruck“. Kirschkernkissen / Therapiedecke. Den kleinen Körper zu „beschweren“, das mögen viele Kinder. Es erdet sie und die Kinder spüren sich mal so richtig intensiv: „Wo fange ich an, wo höre ich auf? Ich spüre den festen Untergrund unter mir und ein bedeutendes Gewicht auf mir drauf.“ Pizza-Massage. Oder Kuchenbäckerei. Was immer euch beliebt. Dein Kind liegt mit freiem Oberköper oder gar ganz nackig auf dem Boden, während du seitlich daneben kniest oder dich anderweitig bequem hinsetzt. Nun fängst du an den Teig (den Rücken) zu kneten, ihn auszurollen und nach und nach zu belegen. Denkt euch einfach gemeinsam eine unterhaltsame und dann immer ruhiger werdende Backsession aus. Arme und Beine, oder nur Hände und Füße, bewusst ausstreichen. Du solltest Dich dabei selbst gut erden und ein inneres Mantra entwickeln: „Ich nehme dir die Anspannung, du bist bei mir in guten Händen“. Am liebsten mit etwas Massageöl, etwas, was Dein Kind gut riechen kann. Hand auf Hand auf Hand. Diesen Händestapel kennst du sicher noch aus deiner eigenen Kindheit? Der eine legt seine erste Hand auf den Untergrund, der nächste legt seine oben auf usw. Liegen alle Hände fest auf, so erhöht ihr den Druck auf den Stapel und die unterste Hand versucht, sich eigens heraus zu ziehen, um dann ganz oben auf dem Stapel zu landen. Armdrücken. Auch das wird dir sicher noch ein Begriff sein? Ein perfektes Spielchen für den Wechsel aus Anspannung und Entspannung in Kombination mit Kraftentladung. Torte mit Sahne und Kirsche (Menschenstapel). Meine Kinder lieben es, am Wochenende mit Papa und Mama im Bett zu toben und eine schicke Torte zu bauen. Aus uns allen. Papa liegt natürlich ganz unten. Kneten und Matschen. Auf meiner Instagram-Seite @beziehungsvollbetreut findest du viele DIYs zum Thema „wahrnehmungsfördernde Spiele“, wie zB. Selbstgemachte Knete, Zaubersand oder den Sensorik-Glibber. Entspannung erreichen über die Sensorisch-kognitive Stimulation – visuelle, akustische und gustatorische Reize setzen - Signale der Verbundenheit senden Insoweit es im familiären Alltag möglich ist, versuche Dein Kind auch von deinen Ideen zu begeistern. Findest du das passende Zeitfenster für deine geplante und ruhige Aktivität, so wird es Dein ausgesprochen begeisterungsfähiges Kind gerne annehmen – da bin ich mir sicher. Ihr könntet gemeinsam eine Höhle bauen und euch nach dieser aktiven Arbeit gemeinsam einkuscheln, am liebsten mit einem warmen Licht oder einer Lichterkette im Dunkeln oder dem besinnlichen Flackern einer LED-Kerze. Kuschelt euch unter einer Kissenburg aufs Sofa und lest gemeinsam das Wunschbuch Deines Kindes. Baut eine Landschaft aus allen Decken und Kissen des Hauses auf dem Boden und hört euch gemeinsam ein Hörspiel an. Auch gut sind Traumreisen extra für Kinder oder ganz einfach meditative Klänge / Musik zur Mediation oder zum Yoga. Manche Kinder mögen auch „streich(er)zarte“ klassische Musik. Bereite das absolute Lieblingsessen Deines Kindes zu und geniesst es gemeinsam in Ruhe an einem besonderen Ort, zB. Als Picknick im Kinderzimmer. Schaut euch Fotos / Fotoalben an, um gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen. Am schönsten ist das, wenn diese Alben einen besonderen Platz im Hause haben, an dem das Kind nicht täglich vorbei läuft. Dieser visuelle Reiz birgt somit einen besonderen Schatz der Reflektion. Am effektivsten wäre es, wenn ihr eine schöne Methode für euch findet, die zu einem täglichen Ritual wird. Fehlt bei uns ein entsprechendes Ritual, so kann ich davon ausgehen, dass mein Sohn am Nachmittag oder am Abend weint, um sich zu „entladen“. Solche Tage kommen selbstverständlich auch vor, so ist das Leben einfach. Dennoch ist mir immer daran gelegen, ihn „unterwegs“ zu entladen. Hast du auch ein sehr agiles, impulsives oder angespanntes Kind daheim oder in der Betreuung? Was hift Euch?
von Nadine Arndt 12 Juni, 2019
Mein Sohn (5 Jahre und 2 Monate alt) ist kitafrei. Er wird bis zum Schuleintritt in keine Betreuung gehen. In meiner damaligen Kindertagespflege wären 2 andere, gleichaltrige Kinder bis zur Schule bei mir geblieben. Hier auf Fehmarn leider nicht. Manchmal werde ich gefragt, was ich denke, wie es dann in der Schule werden soll. Und ja, natürlich fragen wir uns das als Eltern manchmal auch. Mein Sohn hat keine Erfahrungswerte, wie es für ihn ist, 4-5 Stunden in einem zunächst fremden Raum mit für ihn zunächst fremden Kindern und Erwachsenen zu sein. Deshalb versuche ich, ihn von Haus aus ein wenig darin zu unterstützen, ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Ein Bewusstsein für sich und ein Vertrauen in sich selbst. Ich glaube fest daran, dass von innen heraus gestärkte (hier aber unerfahrene) Kinder mit vielen fremdbestimmten Situationen gut zurecht kommen werden! Stichwort Resilienz. Als Resilienzcoach findet ihr die liebe Leandra auf Instagram unter: @leandravogt ! Für diese Herausforderung der Einschulung, die auf meinen Sohn in einem Jahr zukommt, habe ich mir fürs letzte kitafreie Jahr ein paar Dinge zurecht gelegt: Am Nachmittag gehen wir regelmäßig außer Haus. An Orte, an denen viele (fremde) Menschen sind. Indoorspielplatz, Spielplatz, Strand, Freizeitpark, sonstige touristenlastige Beschäftigungen auf unserer Insel. Dort findet er zu 80% der Fälle andere, für ihn interessante / passende Kinder, um sich auseinanderzusetzen und „anzufreunden“. (Mut, Selbstbewusstsein, Sozialkompetenz) Mein Sohn möchte immer gerne selbst bestellen und bezahlen, zum Beispiel beim Bäcker oder am Kiosk. Das begrüße ich sehr und nehme mich bewusst zurück. Ich weiß, dass das nicht für jedes Kind etwas ist, diese Hemmschwelle zu überwinden, einen fremden Menschen laut und deutlich anzusprechen. Das Kind weiß nie genau, wie der Gegenüber reagiert, ob es überhaupt als Kunde wahrgenommen wird usw. Wenn sich aber heraus kristallisiert, dass sich das Kind diese Situation zutraut, gar einfordert - bleibe im sicheren Hintergrund! (Courage und Selbstwirksamkeit) Schule spielen! Durch seinen großen Bruder bekommt mein mittlerer Sohn ziemlich genau mit, was Schule bedeutet: früh aufstehen, frühstücken und sich morgens beeilen, Sportsachen nicht vergessen. Mittags nach Hause kommen mit einem großen Ranzen. Mittagessen, Hausaufgaben. Ganz genau das Gesehene spielen beide kleinen Geschwister fast täglich nach. Zusätzlich spielt der große Bruder gerne „richtig“ Schule mit ihnen, im Spielzimmer. Mit Ranzen, Federtasche und echten Schreibübungen am Tisch für die Kleinen. In der Form hat mein Mittlerer ganz spielerisch eine echte Vorstellung von Schule erlangt. (Vorstellungsvermögen, Einfühlungsvermögen) Sportliche Aktivitäten im Team / im Verein. (Teamgeist, Regeln einhalten, Vertrauen in andere Menschen) Aktionstabletts. Angebote, die ich angelehnt an die Pädagogik nach Maria Montessori vorbereite. Wichtig ist mir dabei die Freiwilligkeit und dass ich die Tabletts an den aktuellen Interessen meines Sohnes orientiert gestalte.Kein Druck. Einfach zur Verfügung stellen, anleiten, anbieten. Welche Ideen kommen Dir in den Sinn? Was setzt ihr vielleicht Zuhause bereits um in Vorbereitung auf die Schule – egal ob KiTa-frei oder betreut. Damit meine ich ausdrücklich keine klassischen Schreib- oder Rechenübungen, sondern eher diese, die das Vertrauen Deines Kindes in sich selbst stärkt. Und darin, dass es genau so gut und richtig ist, wie es ist.
von Nadine Arndt 08 Mai, 2019
(Betreute) Kinder in den Schlaf begleiten Über fasts nichts anderes machen sich die Eltern solch große Gedanken, wie darum, ob ihr Kind in der Betreuung den Mittagsschlaf gut meistern wird. Zuhause fordert das Kind vielleicht noch das Einschlafstillen ein, möchte auf dem Arm gewogen werden und lässt sich dann nur ganz ganz behutsam ablegen oder es weint jedes Mal, wenn es ihm nicht gelingt, zur Ruhe zu finden. Daraufhin fragen sich viele Eltern, was sie im Vorwege tun können, um ihr Kind darauf vorzubereiten, dass es bald in einer anderen Umgebung bei anderen Menschen einschlafen soll. Vorbereitungen in der Familie Die beste Vorbereitung ist hier tatsächlich, keine Vorbereitung zu haben. Bitte trainiere nichts im Vorwege, erst recht nicht von Zuhause aus der gewohnten Umgebung heraus. Zuhause im eigenen Bettchen bereits zu üben, alleine einzuschlafen, wird deinem Kind genau das Gegenteil des Gewünschten einbringen. Warum? Weil die Gefahr sonst groß ist, dass dein Kind spürt: "Mama ist irgendwie anders und nervös. Sie verweigert mir Dinge und will mich verbiegen." Zeitgleich spürt es ganz sicher auch die Ambivalenz dahinter, dass Du als Mama / Papa diese Umstellung eigentlich auch nicht willst. Die allerbeste Vorbereitung wäre tatsächlich, alles so zu belassen, wie ihr es als Beziehungsgespann gewohnt seid. Zuhause im geschützten Rahmen bleibt alles geborgen und an den Bedürfnissen des Kindes orientiert. Diese Beständigkeit im häuslichen Rahmen wird Dein Kind während der Eingewöhnung wie ein Sicherheitsnetz sanft auffangen. Zuhause hat es einen Ort, der Verlässlichkeit vermittelt und wo Raum und Zeit ist, Erlebnisse aus der Betreuung nach zu spüren und zu verarbeiten. Natürlich könnten dem Kind bekannte Einschlafbegleitung durch Oma oder Tante hilfreich sein. Einfach weil Dein Kind bereits erlebt hat, sich auf andere Rahmenbedingungen während einer Einschlafsituation einzustellen. Das ist aber keinesfalls ein Garant für eine gelingende Einschlafbegleitung durch die Betreuungspersonen. Am Besten ist also im Fazit für Zuhause: Bindung aufrecht erhalten und Gewohntes beibehalten Belasse eure Rituale und Gewohnheiten ganz genauso, wie sie sind: Stillen, Einschlafbegleitung, Essensgewohnheiten, Alltagsroutine, keine einschneidenden anderen Veränderungen in der Zeit, wenn möglich, wie Entwöhnungen (Schnuller, Brust, Windel...). Schlafen und Ruhen in der Betreuung Jedes Kind hat sein eigenes Bettchen mit all dem, was es von Zuhause aus kennt und braucht. Egal ob Schnuller, Schnuffeltuch, eigenen Schlafsack oder Bettwäsche. Jedes Kind hat hier seine eigenen Bedürfnisse! Ich versuche, das Kind langsam und behutsam an die neue Situation heran zu führen. Dabei bleibe ich immer so lange im Ruheraum, bis auch das letzte Kind in den Schlaf gefunden hat. Nach und nach wird sich das Kind an den Rhythmus und das Einschlafritual bei mir gewöhnen. Dabei hat jedes Kind neben den gemeinsamen Akitvitäten vor der Ruhezeit (wie gemeinsames Bewegungslied, um Anspannung raus zu lassen und den Bewegungsdrang auszuleben, bevor es in eine ruhigere Phase übergeht) seine ganz eigenen Vorlieben, wie es im abgedunkelten Schlafraum zur Ruhe findet: Auf dem Arm, eng eingekuschelt ans Seitenschläferkissen, ganz ohne Decke oder am liebsten mit dicken Socken im Schlafsack, mit Schnuller, mit Milchflasche, mit Schnuffeltuch... Kinder sind einzigartig und jedes hat auf seine Weise bestimmte Eigenarten und Bedürfnisse. Kinder, die nicht mehr schlafen mögen, kommen dann wieder mit raus und spielen etwas Ruhigeres, schauen Bücher oder hören ein Hörbuch auf dem Kuschelkissen. Oder werden auch - je nach Bedürfnis des Kindes - von mir gezielt beschäfitgt - am liebsten mit Tätigkeiten des praktischen Lebens. Wir backen zum Beispiel gemeinsam eine Kuchen oder bereiten den Nachmittagssnack vor.
von Nadine Arndt 27 Apr., 2019
„ WELPENSCHUTZ“ ist für alle da! Nicht nur während der Eingewöhnung haben Kinder im frühkindichen Alter es verdient, wie ein niedlicher junger Hund in den Schutz genommen zu werden. Hier und da ein Extra-Würstchen hingegen halte ich während der Willkommenszeit für unerlässlich, um Vertrauen herzustellen (wie in dem unteren Beispiel von der lieben Mama Mareike beschrieben). Die Kinder befinden sich in einer so extrem wandelbaren Phase ihres Lebens. Ihr Gehirn durchläuft immens viele Entwicklungsstadien. Dann kommt es in diese ganz neue und unbekannte Situation einer Fremdbetreuung. Dort wird es der Betreuungsperson unfassbar dankbar sein, wenn es kooperativ empfangen und bildlich gesprochen erstmal in Watte gepackt wird, um alle Eindrücke und Reize in Ruhe verarbeiten zu können. Verbote und das Pochen auf die Einhaltung von Regeln sind hier massiv fehl am Platz. Aber auch nach der Eingewöhnung bin ich dafür, dass der Welpenschutz für alle da sein sollte. Denn das ist es, was es ausmacht, mit Kindern auf Augenhöhe sein zu können – auch mal Fünfe gerade sein lassen zu können. Hier ein paar Beispiele aus meinem Alltag: Beispiele Verhalten Kind mag Verlässlichkeiten (weint beim Raumwechsel oder Anziehen) Übergänge vermeiden, entschleunigen, langsamer und ruhiger angehen lassen, Zeitdruck raus nehmen Kind mag zugewandtes Spiel (weint bei Gruppenaktivitäten) Projekte, Aktivitäten, Singkreise usw. müssen warten, Alltag verlangsamen Kind isst nicht am Tisch (ist quengeig, weint oder fühlt sich einfach sichtlich unwohl) Flexibel snacken lassen INSGESAMT: Zuverlässigkeit und Kontinuität bei liebevoller Pflege Regelmäßige Dialoge auf Augenhöhe Entschleunigter Alltag mit kindlicher Selbstbestimmung im Alltag VON MAREIKE – " Wir hatten eine traumhafte Eingewöhnung..." ...aber auch großes Glück mit unserer Kita. Wir hatten unsere Tochter in 5 Kitas angemeldet, da ich wieder arbeiten musste. Uns gefiel jedoch nicht jede Einrichtung und so hatten Sorge, keinen vernünftigen Platz zu bekommen. Doch wir hatten Glück und bekamen einen Platz in unserer Traum-Kita. Von Nadine: Die elterliche Haltung gegenüber der Betreuungseinrichung spielt eine wichtige Rolle. Wenn man – wie hier in dem Besipiel – Glück hat, einen Betreuungsplatz in seiner favorisierten Einrichtung für sein Kind zu bekommen, so fällt es einem als Mutter oder Vater selbstverständlich viel leichter, hinter der Entscheidung zu stehen und darin zu vertrauen, dass man sein Kind dort in gute Hände gibt. Unsere Tochter (geb. April 2017) geht seit August 2018 in einen Inklusionskindergarten mit extra Krippen-Gruppe. 10 Kinder, 3 Erzieherinnen und 1 Praktikantin. Vor der Eingewöhnung gab es ein längeres Gespräch mit uns, die Bezugserzieherin lernte unsere Tochter persönlich kennen und stellte uns sehr viele Fragen (Gewohnheiten, Lieblingsbeschäftigungen etc). Kennenlerntermine, Schnupperzeiten, Aufnahmegespräche... all das sind fundemantale Instrumente zur Anbahnung eines Vertrauensaufbaus zwischen den Betreuungspersonen und Familie. An diesen Terminen sind meist sowohl Kinder als auch Eltern (noch) entspannt, um alle Eindrücke sanft wahrnehmen und ihre Fragen und Ängste ohne Druck äußern zu können. Das gibt in zweiter Linie auch dem Kind die Möglichkeit, die neue Umgebung stressfrei zu erkunden, wenn die Mama noch ganz ohne Erwartungshaltung in die ersten Termine geht. Die erste Woche begann. Ich saß erstmal nur im Gruppenraum auf einem Stuhl und beobachtete für die nächsten anderthalb Stunden meine Tochter. Ihre Bezugserzieherin spielte mit ihr und versuchte ein Verhältnis zu ihr aufzubauen. Am zweiten Tag wollte meine Tochter plötzlich raus in den Sandkasten. Ich blieb drinnen sitzen und sie ging mit der Erzieherin raus. Dort spielte sie eine Stunde lang ganz mit ihr alleine. Bei dieser ausgesprochen flexiblen und kindorientierten Handlung geht mir förmiich das Herz auf. Hier wurde unfassbar einfühlsam berücksichtigt, dass das Kind einen Wunsch äußert, dass sie insbesondere während der Eingewöhnung (wenn personell machbar) unbedingt "Extra-Würste" bekommen sollte, denn dieser Moment konnte ganz intensiv als Bindungsaufbau zwischen Betreuerin und Kind genutzt werden. Am nächsten Tag wollte sie direkt wieder raus als wir ankamen und wollte sogar aufs große Gelände, wo die anderen (überdreijährigen) Kinder spielten. Ich blieb auf meinem Stuhl und beobachtete sie, sodass sie mich sehen konnte. Wenn sie wollte, hätte sie so auch zu mir kommen können. Täglich kamen immer Kleinigkeiten dazu: die Erzieherin durfte sie alleine wickeln, wir frühstückten zusammen. Nach 2 Wochen verließ ich für 10 Minuten den Gruppenraum. Das steigerten wir unter der Bedingung, dass falls meine Tochter weinen und sich nicht beruhigen lassen sollte, ich gerufen werde. Aber es klappte alles wunderbar – ich wurde nicht gerufen. Durch die sehr früh vom Kind selbst gewählten Trennungssituationen konnte die Erzieherin sehr früh und intensiv eine Vertrauensbasis zum Kind aufbauen. Diese Flexibilität auf Augenhöhe mit dem Kind leg sehr oft den Grundstein für eine in Folge gut gelingende Trennungssituation. Irgendwann steigerten wir es dann und ich brachte sie nur morgens und ging dann raus in den Flur. Und irgendwann, als das alles super klappte, fuhr ich für 2 Stunden nach Hause, sollte aber angerufen werden, wenn was ist. Man rief mich auch mal an, um mir zu sagen, wie gut es läuft und dass ich einen entspannten Vormittag haben soll. Vor dem Mittag holte ich sie aber wieder ab. Das steigerten wir aber auch, so dass sie da mit gegessen hat danach aber sofort von mir abgeholt wurde, da danach Schlafenszeit war. Trotz der frühen, gelungenen Trennungsversuche wurde hier immer wieder hingeschaut, reflektiert und ggf. langsamer angegangen oder stetig gesteigert unter Einbauung von Sicherheitsnetzen in Form von engen Absprachen, denn die Erzieher halten hier einen sehr guten und innigen Kontakt zur Mutter. Als auch das klappte versuchten wir uns am Mittagsschlaf. Mir war bewusst, dass es schwierig wird. Wir haben ein Familienbett und unsere Tochter hat noch nie alleine woanders geschlafen. So war es dann auch. Sie weigerte sich im Schlafraum zu schlafen. Also suchten wir Alternativen, sodass sie am Ende in der Kuschelecke im Gruppenraum schlief. Irgendwann weigerte sie sich aber ganz zu schlafen und das war für alle in Ordnung so. Schlaf ist sowohl für Eltern auch als für Kinder ein sensibles Thema. Kinder verarbeiten im Schlaf viele Eindrücke des Tages und brauchen oft noch eine enge Begleitung einer sicheren Bindungsperson oder aber auch besondere Rituale, um los lassen zu können, sich aufs Ruhen einzulassen und am Ende in den wohlverdienten Schlaf zu finden. Hier wurde ganz wundervoll und ohne jeden Druck mit der Siuation umgegangen. Das morgendliche Bringen wurde plötzlich schwierig. Sie weinte immer beim Abgeben. Aber die Erzieherinnen haben sie aufgefangen und ich wartete immer draußen, bis eine Erzieherin raus kam und das "Okay" gab, dafür dass sie sich beruhigt hatte. Seit dem 2.1.2019 schläft sie sogar wieder in der Kita und am 4.1. hat sie sogar das erste Mal freiwillig im Schlafraum geschlafen, erzählte man mir. Die Gründe für einen sogenannten "Rückfall" können vielschichtig sein. Aufgrund der rein subjektiven Schilderung der Mama und dessen rein neutrale Betrachtung ohne weiteres Hintergrundwissen liegt die Vermutung nahe, dass es dem Mädchen nach der sehr schnell gut gelingenden Phase der frühen Trennungen doch etwas zu schnell ging und sie dadurch den Stressabbau sozusagen nachholt. Das ist hier aber rein spekulativ, da ich die Gesamtsituation nicht kenne. Fazit von Mama Mareike: Wir lieben unsere Kita! Jedes Kind wird individuell behandelt und begleitet. Ich hatte Schwierigkeiten, unser Kind so früh abzugeben. Es ging aber beruflich nicht anders und so bin ich froh, dass ich das Ganze nun ohne Sorgen sehen und mitgehen kann. Liebe Mareike! Ganz herzlichen Danke für deinen eindrücklichen Bericht und der so wertschätzenden Haltung der Einrichtung gegenüber. Ich gönne euch von ganzem Herzen, dass ihr euch als Familie in der Kita – berechtigterweise – so wohl fühlen könnt. Alles Liebe Deine Nadine
von Nadine Arndt 24 März, 2019
Stell dir mal vor, ... ... du wirst von einer Freundin auf eine Party mitgenommen – und du kennst niemanden! Deine Freundin tanzt mit dir, schaut dich an und sagt auf einmal: „Viel Spaß! Ich bin dann mal weg!“... und verschwindet. So würden sich die Kinder fühlen, welche ohne eine behutsame Eingewöhnung in die Betreuung gebracht werden würden. Dieses Beispiel wurde mir mal von einer ebenfalls sanft arbeitenden Kollegin während einer Fortbildung mit auf den Weg gegeben und seitdem sage ich das auch den Eltern ganz gerne - während einer Eingewöhnung, wenn es zur Situation passt. Doch genau wie in dem Beispiel mit der „Erwachsenenparty“ ist es auch bei den Kindern in der „Kinderbetreuung(sparty)“: Ganz individuell. Das eine Kind war vielleicht schonmal auf einer „Party“, hat also im übertragenden Sinne schon Erfahrungen gesammelt, unter vielen Kindern unterschiedlichstem Alter zu sein - durch Krabbelgruppen, durch eine große Familie mit Geschwistern oder durch Kinder in der Nachbarschaft. Andere dagegen bringen diese Erfahrungen erstmal nicht mit in die Betreuung und sind trotzdem sehr aufgeschlossen und furchtlos den anderen Kindern und mir gegenüber und entwickeln somit Strategien, mit dieser neuen „Partysituation“ zurecht zu kommen. Und sie eventuell eine große Portion Zuversicht und Resilienz von Haus aus mitbringen. Andere sind von Geburt an vielleicht mit sich zufrieden und finden hier von Vornherein eine ruhige Ecke mit ihrem Lieblingsspielzeug und beobachten erstmal mit Abstand - sozusagen vom Tresen aus - die Party. Das Wichtigste ist, dass die enge Freundin (im Beispiel Eingewöhnung hier also erstmal die Mutter), das Kind nicht allein auf der Tanzfläche zurücklässt, sondern als sicherer Hafen dabei ist, während sich das Kind orientiert: andere Kinder, andere Frau (ich), andere Gerüche und Geräusche, andere Raumaufeiltung, anderes Spielzeug, andere Farbpalette, andere Werte. Gleichzeitig sollte die Mutter Zuversicht und Stolz ausstrahlen - und eine Portion Flügel mitgeben - sich selbst wie ein inneres Mantra immer wieder zuflüstern: „Mein Kind kann das, ich gebe ihm diese Chance, wir schaffen das!“ VON ALICIA – Eine Eingewöhnung mit Höhen und Tiefen Gestartet sind wir am 7.1.19. Wir kamen um 9 Uhr an und haben einfach geschaut, wie er sich in der Gruppe verhält. Es hat super geklappt. Er hat toll gespielt und kaum nach mir geguckt. So ging es Mi, Do und Fr dann weiter. Wir waren immer 1,5 - 2 Stunden da. Für die nächste Woche war dann die erste Trennung angedacht - weil es so gut klappte in der ersten Woche. Doch leider war die Tagesmutter die folgende Woche krank. Sie hatte zwar ihre anderen Kinder da, wolle uns aber nicht anstecken und jedes zusätzliche Kind ist sei ja auch anstrengend. Wir setzten also die komplette Woche aus. Danach ging es wieder normal weiter. Er spielte gut in der Gruppe. Den Dienstag ging dann meine Mama mit ihm zur Tagesmutter. So konnte sie sie auch kennenlernen. Für Mittwoch hatten wir dann die erste Trennung angesetzt. Der erste Trennungsversuch war meiner Meinung nach aufgrund der Pause dazwischen etwas zu früh gewählt. Wenn MÖGLICH, kein Wechsel der Begleitperson: Die begleitende Bezugsperson muss eine tragfähige Bindung zum Kind haben. Das Kind kann bspw. sowohl von Mama, Papa, Oma oder dem (Paten)Onkel zur Willkommensphase begleitet werden. Ungünstig wäre jedoch, wenn das Kind sich während der Eingewöhnung auf unterschiedliche Bindungspersonen einstellen müsste, da es in der Zeit ohnehin sehr viel zu verarbeiten hat. Ein Wechsel der Begleitperson wäre deshalb in der Anfangsphase der Betreuung (meiner Meinung nach!) nicht unbedingt von Vorteil! Als wir ankamen, wollte er direkt bei der Tagesmutter auf den Arm - so ein positives Zeichen! Ich blieb noch kurz da und als er tief im Spiel war (er liebt auch dort die Küche), schlich ich mich raus. 30 Minuten. Schnell einkaufen und zum Bäcker - oh, schon wieder zurück! Freudig wurde ich empfangen! Alles super! Hach, schön! (Ja, hier wusste ich noch nicht, dass Rausschleichen verkehrt ist - und hatte im Endeffekt Glück, dass es ihm nicht aufgefallen ist). Immer verabschieden! Ein Hinausschleichen KANN einen immensen Vertrauensbruch zwischen Mama und Kind nach sich ziehen, sobald es merkt, dass Mama einfach so gegangen ist und das Kind daraufhin anfängt, unter Stresshormonen nach der Mama zu suchen. Besser: Betreuungsperson fängt Abschiedsschmerz auf und begleitet diesen ganz bewusst. Am nächsten Tag also 1 Stunde. Diesmal ging ich direkt, als wir angekommen waren. Mit Verabschiedung an der Tür. Soweit lief auch alles gut. Doch als Alexander an der Spülmaschine spielte, gab es ein Nein. Und da kam der Wille!? und mit dem das Weinen.. er ließ sich wohl von der Tagesmutter erst gut ablenken und beruhigte sich wieder. Als dann später eines der anderen Kinder weinte, wurde Alexander angesteckt und weinte mit (macht er öfter). Ab da gab es aber kein Halten mehr. Zum Glück war die Stunde da schon fast rum und ich stand kurze Zeit später wieder vor der Tür und übernahm mein weinendes Baby. Ab da haben wir wieder einen Schritt zurück gemacht. Den Tag darauf (Fr) waren wir dann drei Stunden lang gemeinsam bei der Tagesmutter. Insbesondere für Neuankömmlinge sollte ein längerer Welpenschutz gelten und generell sollte ein klares, strenges Nein eingänglich komplett vermieden werden. Besser: Auf Augenhöhe begeben, erklären, warum man etwas nicht möchte, Alternativen anbieten. Somit hat die Tagesmutter gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Beziehungsaufbau zum Kind und die eigene (häusliche) Grenze gewahrt - ganz ohne Schreckmoment und Tränen. Der Schritt zurück war in der Situation super. Die kommende Woche ließen wir uns auch Zeit. Die Begeisterung beim Reinkommen war nicht mehr so groß wie am Anfang - aber er spielte weiterhin ganz toll. Er kam sich ab und zu immer wieder rückversichern, dass ich da bin. Wir blieben immer ca 2 Stunden, dann war er meistens müde vom Spielen. Ich habe mich zwischendurch hinter einer Stuhllehne versteckt, damit ich nicht so präsent für ihn und vor allem die anderen Kinder war - denn die fanden die zweite Tagesmutter hier auf einmal auf total spannend. So wuchsen die Abstände, zu denen er zu mir kam. Woche 4 & 5: Wir waren fast drei Stunden da und er spielt gut mit den anderen. Allerdings hat er entdeckt, dass er unterm Stuhl durchkrabbeln und so wieder bei mir ist. Ist ja auch völlig okay! Wir versuchten mal eine Toilettentrennung, aber er rannte mir direkt weinend hinterher. Ich nutze die Zeit dort zum Lesen und versuchte bereits alles, um mich herum auszublenden. Woche 6 waren wir dann in Urlaub. Zeit für uns beide, um durch zu atmen. Woche 7 ging es weiter. Er spielte mit den anderen, kam sich seltener rückversichern, aber es fehlte einfach an Kontakt zur Tagesmutter. Sie spielte kaum mit ihm, je nach Tagesform mehr oder weniger. Auch im sonstigen Verhalten fiel mir immer mehr auf, was mir absolut nicht zusagte. Und so wuchs in mir der Wunsch, das Ganze zu beenden. Was wir in Woche 8 dann auch taten. Denn auch nach so viel Zeit gab es nur wenig Bezug zur Tagesmutter. Selbst wenn ich nur auf Toilette ging, schrie er sich schon ein. Nicht mal anziehen lassen wollte er sich von ihr. Übers Trösten brauchen wir wohl nicht sprechen. Fazit der Mama (Alicia) selbst Was war meiner Meinung nach falsch an der Eingewöhnung: zu wenig Kontakt zur Tagesmutter. Sie unterhielt sich viel mit mir, saß sogar am Tisch mit mir. Zu wenig Reaktion, wenn er weinte. Sie ließ ihn dann weinend zu mir krabbeln statt sich ihm anzunehmen. Zu viele andere weinende Kinder und zu wenig Trost (s.u.) Auf Nachfrage: einen Bezug stellt das Kind zu ihr erst her, wenn Mama weg ist. Generelle Themen: Nein-Umgebung (zu viel, was die Kinder nicht durften ) Unbegleitetes Weinen bei Wut (sowohl 1,5 als auch 2,5 Jahre alt) Keine Beschäftigung der Kinder (nur freies Spiel Drinnen, gegen Draußen gab es immer einen Grund), kein Basteln oä (hatte ich vorher nicht hinterfragt) Mehrmals die Woche war ein Hund da, öfter, als verabredet. An sich nicht schlimm, aber für mich immer ein Risikofaktor. Stille Ecke / Spielauszeit Wenn sich um Spielzeug gestritten wurde, wurde es weg geräumt. Kommentar von Nadine: Der Beziehungsaufbau der Betreuungsperson zur Mutter des Tageskindes ist zwar unerlässlich wichtig, insbesondere ganz zu Beginn. Dieser sollte dennoch auf die ersten zwei bis drei Tage gelegt und sich darauf fokussiert werden. Dadurch spürt das Kind, dass auch die Mama diesen Schritt wirklich vertritt und Vertrauen in die zunächst fremde Erwachsene aufbaut. Darauf aufbauend sollte die Tagesmutter aber umgehend damit beginnen, in Beziehung zum Kind zu gehen – Blickkontakt, mit lächelnder Mimik zum Spielen oder Erzählen auffordern, soass die Mama automatisch etwas in den Hintergrund rückt. Dieser Zeitpunkt des Bezugspersonenwechsels scheint für mich hier verpasst worden zu sein, sodass es dem Kind am Ende schwer fiel, Abstand von Mama zu gewinnen. Im Fazit der Mutter kann man erkennen, dass sie am Ende insgesamt unzufrieden mit der Situation und auch mit der Arbeit der Tagesmutter war. So sind ihr während des langen Aufenthalts immer mehr Zustände und Arbeitsweisen der Tagesmutter aufgefallen, die ihr nicht zusagten und die sie innerlich – wenn auch nicht äußerlich – kritisierte. Indem sie all diese Dinge mit sich verarbeitete, spürt nach und nach auch das Kind, dass die Mama Misstrauen aufbaut. Liebe Alicia! Ich wünsche Dir und Deinem Sohn das Allerbeste, ihr habt es verdient! Ihr seid ein tolles Gespann und werdet euren Weg finden! Hab herzlichen Dank für deinen bewegenden Bericht. Alles Liebe
von Nadine Arndt 17 März, 2019
Die Intensität, mit der Babies oder junge Kinder ihre Bedürfnisse äußern, variiert von Kind zu Kind. Das eine Baby meldet sich zögerlich quengelnd zur nächsten Mahlzeit, das andere weint ad hoc und markerschütternd, um Nähe zu ersuchen. High Need oder Low Need Baby? „High Need Babies“ sorgen auf eine Art und Weise für sich selbst, die nach existenzieller Not nur so schreit. Das macht evolutionär gesehen durchaus Sinn: Stell Dir ein Steinzeitbaby vor, welches tagtäglich von Lebensgefahren wie Eiseskälte und gefährlichen Raubtieren bedroht ist. Die Babies, die in der Zeit vehement die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse nach Schutz und Nähe einforderten - daraufhin also immer dicht bei der Mama waren und verblieben, waren weniger gefährdet, vom Säbelzahntiger erfasst zu werden oder zu erfrieren. Ein echter Evolutionsgewinner, wie meine Instakollegin @kinderphysiotherapiemaike und Freundin ihren Sohn liebevoll und positiv gestimmt nennt. Sogenannte Anfängerbabies hingegen („Low Need“ könnte man auch sagen) wirken grundzufrieden - schlafen und trinken reicht ihnen scheinbar über Monate hinweg aus, um ausgeglichen zu sein. Sie wirken gefestigt mit sich und der Umwelt, sodass man als Elternteil schnell vergisst, wie klein und bedürftig sie eigentlich doch noch sind. Dass sie ebenso gleiche Grundbedürfnisse haben und erfüllt wissen wollen, wie ihre eher auffälligeren und lauteren Artgenossen - daran müssen sich Eltern manches Mal ganz bewusst erinnern. Der Leidensdruck der Familie ist entscheidend Was macht es nun aber mit den Eltern, wenn diese scheinbar dauerhaft gefordert sind, weil die Bedürfnisse ihres High Need Babies unstillbar erscheinen? Der Leidensdruck der Eltern ist hier entscheidend! Kinder kommen mit einer Bindungserwartung auf die Welt. Sie fordern Schutz, Nähe und Versorgung ein - durch Mimik, Gestik und am Ende durch verbale Äußerung mittels Schreien. Für das Antworten auf diese Bindungserwartung und damit das Erfüllen der lebensnotwendigen Bedürfnisse sind zeitgleich alleine die Erwachsenen zuständig. Hat der gerade zuständige Elternteil nicht ausreichend Ressourcen, wird der Bindungsaufbau erschwert. Das Bilden von Kraftreserven kann durch ein besonders forderndes Baby erschwert sein, weil bspw. die Mama das Gefühl hat, ihre eigenen Bedürfnisse voll und ganz hinten an stellen zu müssen - dazu zählt auch (oder eher ganz besonders) das einfache Wasserlassen oder die regelmäßige Flüssigkeitszufuhr und Nahrungdaufnahme, Schlaf uvm.! Strategien, die vielen Eltern bedürfnisstarker Kinder helfen Hier habe ich für Dich Tipps gesammelt, die mir persönlich oder engen Freunden im Zusammenleben mit ihrem (bedürfnisstarken) Baby halfen: Auszeiten! Explizit Zeit ohne Kind. Ich persönlich hatte eine ältere Dame, die ehrenamtlich 2 Stunden mit meinem Sohn spazieren ging. Ausdrücklich zu einer Zeit, wo er auch müde war habe ich ihn eingepuckt im Kinderwagen übergeben. www.wellcome-online.de www.leihomas-leihopas.de Das Tragen im Tragetuch, in einer Tragehilfe. Dabei in den Bewegungen möglichst groß, weit und ruhig sein, zB. im sogenannten Storchengang tief in die Knie gehen und nacheinander von Bein zu Bein langsam und lange durch „die Sümpfe waten“. Suche für den Beginn der Tragezeit gerne eine Trageberatung auf, wenn du das Gefühl hast, Dir das Tragen nicht eigenständig beibringen ZB.: www.trageschulehamburg.de Stillberatung www.lalecheliga.de https://www.afs-stillen.de Osteopathie Elemente aus der Therapie der sensorischen Integrationsstörung (schau dazu mal in meinen InstaFeed - Sensorikglibber, Knete, Kinetic Sand, Stärke-Glibber etc.) - und gerne auch auf der Homepage meiner lieben Instakollegin und Ergotherapeutin www.kerstinmagens.com Lieferdienste - für Mittagsmahlzeiten oder den generellen Lebensmittel-Einkauf! Klare Absprachen mit dem - und Entlastungszeiten durch den - Partner/Vater des Kindes Der Austausch mit Gleichgesinnten und zeitgleich das Meiden von Menschen, die negative Energien mit sich bringen. Punkt 8 ist der perfekte Übergang zum Thema „ Sind Betitelungen hilfreich?“ Pro und Contra In meiner Elternbefragung auf Instagram kristallisierte sich folgende Haltung heraus [welche ich persönlich als Mama eines (gefühlsstarken) High Need und eines (ausgesprochen) Low Need Babies ebenfalls teile]: Dass „das Kind einen Namen hat“, haben viele als Erleichterung und eine positive Wendung im Zusammenleben mit ihrem sehr fordernden Baby empfunden, denn... Es gab einen Anhaltspunkt, nachdem man im Netz suchen konnte, das hilft! Eine Begrifflichkeit, die einem Zugang ermöglicht - Zugang zu mehr Verständnis für die Gefühlswelt seines Babies kann hilfreich sein. Ein Stichwort, nach dem man auf sozialen Netzwerken suchen kann, um sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können, ist wirklich sinnvoll! Die Gewissheit, dass viele Kinder mit entsprechendem Temperament auf die Welt kommen, mindert das Gefühl, als Elternteil Schuld zu sein. Vielen Eltern bescherte das Lesen im Internet oder in entsprechenden Büchern einen dieser „Aha-Momente“, welcher Verständnis für die Besonderheit Ihres Babies wachsen und Zweifel an der eigenen Weise ihr Kind zu begleiten, schwinden ließ. Insgesamt wurde das Betiteln wenig negativ betrachtet. Dennoch gehen viele betroffene Eltern vorsichtig und bedacht damit um, sowohl in der (oft unwissenden) Gesellschaft, als auch direkt vor dem Kind selbst. Das sehe ich ganz genauso: Innerfamiliär oder gar nur in der (zweisamen / alleinerziehenden) Elternschaft kann es helfen, darum zu wissen, dass sein Kind in seiner Bedürfniswahrnehmung etwas anders tickt. Diesen Umstand aber mittels einer Begrifflichkeit zu nutzen, um sein Kind grundsätzlich darzustellen oder seine Besonderheit gar vorzuschieben, wenn es mal Schwierigkeiten im Umfeld gibt, macht auf lange Sicht wenig Sinn. Dem Kind einen „Titel zu verleihen“ kann im Sinne der „Sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ auch nach hinten los gehen: „Ich tue das, was Du von mir erwartest, Mama!“ Kindliche Bedürfnisbesonderheiten in der Betreuung Auch für Betreuungspersonen finde ich es sinnvoll, sich mit Besonderheiten des Temperaments von Kindern ganz im Allgemeinen auseinander zu setzen: hochsensibel, gefühlsstark, extrovertiert, introvertiert, schüchtern, temperamentvoll und vieles mehr. Viel zu oft werden Kinder über einen Kamm geschoren, wenn es ums kitainterne Regelwerk geht. Nicht selten werden dadurch Kinder in ihren Möglichkeiten überfordert. Nebst Empfehlungen zu altersgerechter Entwicklung innerhalb des Normbereichs etwas mehr hinter die Fassaden des kindlichen Verhaltens zu blicken, würde viele Beziehungen zwischen Kind und Betreuungsperson entspannen. Wo kommt der Begriff „High Need Baby“ nun also her? Der Begriff High Need-Baby stammt von Dr. William Sears. Er ist Professor für Kinderheilkunde in Kalifornien und Vater von acht Kindern. Er ist Begründer des Begriffs „Attachment Parenting“ und Vater der Betitelung „High Need Baby“ (Baby mit hoher Bedürftigkeit). Um ein bedürfnisstarkes Baby näher beschreiben zu können, hat Dr. Sears 12 Anhaltspunkte heraus gearbeitet, die für ihn bei eben jenen Babies auffällig waren. Frei übersetzt aus dem Original: https://www.askdrsears.com/topics/health-concerns/fussy-baby/high-need-baby/12-features-high-need-baby Intense - Das Baby wird als intensiv wahrgenommen. Hyperactive - Das Baby wirkt übermäßig aktiv und interessiert. Draining - Das Baby entleert den Energietank der Eltern. Feeds frequently - Das Baby möchte in kurzen Frequenzen gestillt / mit Nahrung versorgt werden. Demanding - Das Baby ist extrem anspruchsvoll. Unsatisfied - Das Baby wirkt grundunzufrieden. Awakens frequently - Das Baby erwacht leicht und oft. Unpredictable - Das Baby scheint unberechenbar zu sein, seine Bedürfnisse scheinen unvorhersehbar, da sie sich oft ändern oder gleiche Bedürfnisse hochfrequent aufeinander folgen. Super-Sensitive - Das Baby ist sehr sensibel in der Reizwahrnehmung. Cant put baby down - Das Baby mag nicht abgelegt werden. Not a self-Shooter - Das Baby beruhigt sich (willentlich!) nicht eigenständig (zB. Mit Schnuller oder Schnuffeltuch), sondern fordert die Unterstützung seiner Bindungsperson ein. Auch hier: absoluter Evolutionsgewinn, sich an die Person zur Beruhigung zu binden, die einen schützt. Separation sensitive - Das Baby reagiert sehr empfindlich oder gar aufwühlend und abwehrend auf Trennungen.
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